Teil 2

       Die Shibawelt in    Deutschland in den ersten 25 Jahren:

  eine Chronik von Doris Raue

 

Printveröffentlichung in den DCNH eV - Clubnachrichten Ausgabe 03-2012 (Aug. 2012)

Familie Raue war inzwischen stolze Shibabesitzer der Hündin „Bo Bo's Akiko“. Sehr schnell wurden auch sie von dem Shiba-Virus infiziert und durch einem genialen Zufall in die Hundeszene eingeführt. Herr Jörn, der auch in Einbeck wohnte und Zuchtrichter der „Nordischen“ in der FCI Gruppe 5 war, erkannte sofort, was für eine Rarität an Hund nach Einbeck gekommen war. Gesehen hatte selbst Herr Jörn den Shiba zuvor noch nie. Durch den Standard aber war ihm der Shiba nicht mehr unbekannt.

Er beriet die Familie Raue über die Zuchtschauen und bat darum, den Shiba doch einmal auf einer solchen Show zu zeigen. Noch nie hatte es einen Shiba auf einer Internationalen FCI – Zuchtschau in Deutschland gegeben! „Bo Bo's Akiko“ wurde somit am 04. Juni 1988 auf der 13. Internationalen Zuchtausstellung aller Rassen in Saarbrücken ausgestellt. Es war dazu noch die Jubiläumsshow zum 30 jährigen Bestehen des VDH-LV Saar eV, wobei noch viele weitere Events angeboten wurden. Auf dieser Ausstellung war der Shiba der absolute Star. Das Richten der Nordischen wurde schon fast zur Nebensache. Alle Nordischen Hunde wurden im Ring 3 von Herrn Jörn gerichtet. 

Hier ein Ausschnitt der gemeldeten Rassen aus dem Katalog, von vor 24 Jahren:

Akita: 1 , Alaskan Malamute: 7,  Norwegischer Elchhund: 1,  Karelischer Bärenhund 2,   Samojeden: 20, Siberian Husky: 34, Shiba Inu: 1

Auf dieser Show waren also 66 Nordische Hunde gemeldet. 

Hier die Bewertung der ersten ausgestellten Shiba – Hündin auf einer deutschen Ausstellung,

Bo Bo's Akiko, geb. am 30.09.1987, Züchter: Brigitte Bowien, Besitzer: Doris Raue, Jüngsten Klasse. Zuchtrichter: Herr Jörn

Bewertung: 8 Monate im Typ sehr schön, gutes Haarkleid, herrlicher Kopf, schöner dunkler Nasenspiegel, dunkles Auge, gut gestellte Ohren, Hals gut aufgesetzt, kurz im Rücken, gute Rutenhaltung, Scherengebiss, mit folgenden Fehlern: P1 oben links, P4 oben links, P1 oben rechts und P3 unten rechts. In der Bewegung fließend, Hund steht in der Bewertung,

Bewertung: „Vielversprechender Nachwuchs“.

Das war der Start für die Shibas auf den FCI - Hundeausstellungen!

Doris u. Frank Raue gefiel dieses Spektakel so gut, dass sie bis zum heutigen Tag dabei blieben.

Von nun an wurde auch immer öfter der Shibas auf den Ausstellungen gezeigt. Schon sehr schnell, nachdem der erste Shiba überhaupt in Deutschland zu sehen war, kam auch schon ein Shiba – Aussteller aus den Niederlande und nahm mit seinem Hund auch hier in Deutschland auf den Ausstellungen teil. Nun war man nicht mehr so ganz alleine, vor allem konnten jetzt auch so einige Informationen ausgetauscht werden, soweit dieses möglich war.

Nach all diesen Ereignissen hatten sich die Raue's entschieden, bei einem Shiba sollte es nicht bleiben und somit wurde ein Rüde von den Raue's nach Deutschland aus Schweden im Oktober 1988 importiert. Dies war Manlötens Eiyu Hiro“, geboren am 04.08.1988, Züchter: Inga Carlsson.

Auch bei Frau Bowien hielt die Euphorie über die Shibas an, und schon bekam sie ihren 2. Wurf.  Das war der „BoBo's B-Wurf“, geboren am 17.12.1988. Dieses Mal waren es 4 Rüden und 1 Hündin. Leider hatte es ein Rüde davon nicht geschafft und kam tot zur Welt. Die Eltern waren wie beim A-Wurf, Vater: “Tetu Ashi“, Mutter: „Manlötens Jitsu Hime“.

1988 1 Shiba – Wurf  4/1

 

Von dem Zuchtgeschehen völlig ergriffen, wagte Frau Bowien es noch einmal, sich eine neue Hündin zu Jitsu und Tetu Ashi dazu zu nehmen. So kam Anfang 1989, wieder aus Schweden, die Hündin „Manlötens Inochi“, geboren am 28.10.1988, nach Deutschland, bzw. Dänemark, da Frau Bowien sich nach und nach mit ihren Hunden immer mehr in Dänemark aufhielt. 

Frank und Doris Raue wurden inzwischen Mitglieder im DCNH und im Jahre 1989 wurde der Shiba - Zuchtzwinger „Benii Ken's“ im DCNH eingetragen. Doris Raue hatte sich entschieden, mit der Shiba – Zucht für Deutschland weiter fortzufahren, da Frau Bowien sich immer mehr nach Dänemark orientierte und somit für Deutschland ohne Frau Bowien, es dann wohl bald keine Shibas in Deutschland mehr geben könnte.

Wieder wurde eine Ausstellung besucht, dieses mal war die Zuchtschau in Berlin, auf der auch der Rüde Eiyu in der Jüngstenklasse vorgestellt wurde.

Berlin, den 18.03.1989 Beurteilung: „Manlötens Eiyu Hiro

Sehr rassetypischer Rüde, mit vorzüglichem Kopf, Auge u. Ohr, korrektem Gebiß, kräftigem Pigment, absolut entsprechenden Gebäudeverhältnissen, guter Rutenhaltung, raumgreifendem Gangwerk. Dürfte noch etwas aus sich herausgehen. Formwert: Vielversprechend!

Akiko“ wurde auch ausgestellt und bekam das V1 und das BOB. Für sie ging es aber in der Show noch weiter. In der Gruppe 5 wurde „Akiko“ auf Platz 1 gestellt, sie hatte die Gruppe 5 gewonnen. Nachdem alle Gruppensieger der einzelnen FCI-Gruppen ermittelt waren, erreichte „Akiko“ in der Endausscheidung der Gruppensieger dann noch den 3. Platz.

Nach der Ausstellung wurde von Herrn Volker Schön die Körung (so nannte man das früher noch) vorgenommen. Herr Schön beurteilte „Akiko“ nach dem damaligen FCI - Standard vom 31. Januar 1983. Sie bekam die Ankörung bis 3/92. 

Nun konnte die erste Nachzucht auf die „Bo Bo's – Linie“ im Zuchtzwinger „Benii Ken's“ beginnen, aber von welchem Rüden sollte Akiko gedeckt werden? Eiyu Hiro war als Zuchtpartner lt. Zuchtordnung des DCNH noch zu jung.

Es stand zu dieser Zeit immer noch keine Auswahl an Deckrüden bereit, deshalb mußte man in das Ausland ausweichen, um überhaupt an fremdes Zuchtblut heran  zu kommen. Nun gab es einen Rüden in der Schweiz. Der Shiba – Rüde  Rikoomaru del Wasabi“, Züchter aus Italien, Besitzer: Alfred Duff wurde ausfindig gemacht und im September 1989 wurde Akiko von  diesem Rüden gedeckt. „Rikoomaru“ war ein knochenstarker Rüde, der leicht sesam farbig war, sein Temperament war gut und er war vollzahnig! Kein Weg war zu weit und das Warten auf die Welpen begann.

 

Aber auch hier, in diesem Zuchtzwinger „Benii Ken's“ war nicht aller Anfang leicht.

Leider blieb die Hündin „Akiko“ nach dieser Deckung leer, somit gab es auch kein Wurf!

1989, in dem Jahr konnten also keine Welpen ins Zuchtbuch eingetragen werden.

 

Inzwischen wurde wieder eine weitere Hündin importiert.  „Omoto of Shakkosow“ wurde am 25.01.90 geboren und sie kam im März 1990 nach Einbeck. Sie kam aus Belgien von dem Züchter: Leo Vasseur.

Inzwischen wurden die Shibas nun schon fast zwei Jahre auf den Ausstellungen sehr erfolgreich gezeigt aber ab und zu war zu hören, der Shiba bekommt keinen Internationalen Championtitel bestätigt! Ohne eine Arbeitsprüfung wird für den Shiba kein Internationaler Championtitel erteilt. Somit nahm Doris Raue mit dem VDH Kontakt auf. Auf Anfragen beim VDH wurde Doris Raue am 21.02.1990 mitgeteilt, „Es ist eine Arbeitsprüfung erforderlich; näheres beim DCNH.“ Es gab also keine andere Möglichkeit, als eine Arbeitsprüfung für den Shiba über den DCNH auszuarbeiten zu lassen und diese dann auch bestehen zu müssen!

Der DCNH aber hatte auf Grund der zu wenigen Shibas, die im Verein vorhanden waren, kein Interesse daran, hier Unterstützung zu bieten und somit lag es an der Familie Raue selbst, hier tätig zu werden.  

Alle Versuche, eine Jägerschaft zu finden, die daran Interesse haben könnte, den Shiba jagdlich ausbilden zu wollen, schlugen fehl. Viele befragten Jäger konnten es sich nicht vorstellen, einen solchen Hund jagdlich zu führen, da die Gefahr viel zu groß zu sein schien, diesen Hund selbst als Fuchs einzustufen und der dann selbst als Opfer gejagt würde.

Durch großen Einsatz und der Zielstrebigkeit der Raue's ist es dann gelungen, den damaligen Präsidenten des VDH, Herrn Uwe Fischer, ihn zu motivieren, mit dem JKC (Japan Kennel Club) in Kontakt zu treten und für die Shibas in Japan zu verhandeln. - Aber alles braucht seine Zeit!

Auf den Jahreshauptversammlungen des DCNH wurden Anträge gestellt, eine Arbeitsprüfung für den Shiba erarbeiten zu müssen, aber dennoch blieb dieses ohne Erfolg. Jetzt konnte nur noch Japan helfen!

Eiyu Hiro“ wurde inzwischen zur Zucht zugelassen: Frau Annemarie Kolbe übernahm diese Tätigkeit im März 1990,

Körbericht Manlötens Eiyu Hiro, geboren am 04.08.1988, deutsche Zuchtbuchnummer: SI 90R001.

In guter Kondition, zeigt und bewegt sich rassetypisch, Gebäude kräftig, gut proportioniert. Farbe rot, dunkelbraune Augen, Pigment vorzüglich, Wesen rassegerecht zurückhaltend, sehr typisch. Bemuskelung sehr gut. Hals korrekt angesetzt und getragen. Rücken fest und eben. Vorhand gut gewinkelt und gestellt. Hinterhand gut gewinkelt, ausreichend gestellt. Gang der Rasse gerecht frei.

HD: B1, vollzahnig, bis 3/93  

Eiyu Hiro wurde in das DCHN – Zuchtregister übernommen, da in der 3. Generation des Vaters:  Iyohhou of Dairy Farm“ die Nippo, bzw. JKC – Nummern fehlten. Die Mutter von Eiyu war: „Manlötens Omai Hime“.

Nun konnte eine Verpaarung mit dem Rüden „Eiyu“ und der Hündin „Akiko“ geplant werden, denn jetzt hatte auch der Rüde das Alter erreicht. Die Hoffnung, endlich Welpen in der Zuchtstätte „Benii Ken's“ zu bekommen, wuchs von Tag zu Tag.

Auf den Ausstellungen wurde es nun immer interessanter, so langsam waren jetzt auch schon etwas mehr und vor allem auch öfter die Shibas zu sehen. Der Rüde „Manlöten's Eiyu Hiro“ entwickelte sich zu einem prächtigen Rüden und er machte sich auch als Ausstellungshund recht gut. Viele Shows wurden im In-u. Ausland mit „Eiyu und Akiko“ besucht und am 02.06.1990 wurde vom DCNH der erste Deutsche Champion Titel für einen Shiba, für „Bo Bo's  Akiko“ ausgestellt.  Nicht alle Zuchtrichter, die unsere Nordischen richten durften, hatten auch die Berechtigung für den Shiba und somit mußten diese Hunde dann sehr häufig von Allgemeinzuchtrichtern bewertet werden, die natürlich auch in anderen Ausstellungsringen waren. Die Ausstellungen selbst waren  noch bei weitem nicht so gut durchorganisiert, so wie sie es heute sind und so mußte man die Ringe oft noch suchen, auch konnte man mit der ein oder anderen Richterüberraschung rechnen.

Am 24.06.1990 bekamen der Rüde „Manlöten's Eiyu Hiro“ und die „Hündin Bo Bo's Akiko“ ihren ersten Wurf. Es waren 1 Rüde und 2 Hündinnen: Der Benii Ken's A – Wurf. „Anjin-san“,  „Ajano-hime“ und „Ajumi“. Die Hündin „Ajano“ hatte ihre Besitzerin schon sehr frühzeitig gefunden, über die Ausstellungen hatte man Kontakte knüpfen können. Der Rüde „Anjin-san“ bekam erst mit knapp 4 Monaten sein neues Zuhause. Es war zu der Zeit nicht so einfach, Shiba-Interessenten zu finden, da es das Internet noch nicht gab und wer wollte schon einen Shiba haben, bzw. wußte davon, dass es überhaupt solch eine Rasse gab.

Die Hündin „Ajumi“ verblieb bei den Raue's, sie sollte als Familienhund bleiben und sie ging nicht in die Zucht. Tanja, die Tochter der Raue's, nahm mit dieser Hündin an dem damals neu vom VDH ausgeschriebenen  Wettbewerb „Kind mit Hund“ (heute Junior-Handling) sehr erfolgreich teil.

Inzwischen waren jetzt 4 Shibas in dem Besitz der Raue's. Umso spektakulärer war es, wenn man diese Hunde in Aktion sah. 2 Personen gingen mit 4 Shibas spazieren. Aber immer wieder konnte man erkennen, wie entzückt die Leute waren, wenn ihnen diese Hunde entgegen kamen. Sie waren erst skeptisch, aber dann wurde ihnen wie von magischer Hand ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Die Menschen konnten noch so schlecht gelaunt sein, aber wenn ein Shiba sie ansah, dann trat wieder Freue in deren Leben. Auch auf den Clubschauen waren diese Hunde immer mehr ein Anziehungspunkt. Die „Nordischen“ allgemein waren schon immer sehr interessant für viele Hundefreunde, aber wenn man dann noch die Shibas dazu sah, dann kamen die Besucher nicht mehr so schnell los. Viele Fragen mussten immer und immer wieder beantwortet werden. Die Shibas waren einfach: Viel Hund in kleiner Verpackung!     
Frau Bowien war inzwischen auch wieder in Deutschland und ließ ihre Hündin „Malötens Inochi“ von Herrn Michael Karrock im Juni 1990 ankören. Sie bekam ihre Zuchtgenehmigung bis 6/93.

Schon bald darauf konnte der 3. Wurf, der BoBo's C – Wurf, eingetragen werden. Dieses mal waren die Eltern, Vater: “Tetu-Ashi“, Mutter: „Inochi“. Es waren 5 Welpen, 3 Rüden und 2 Hündinnen.

Das Jahr neigte sich langsam dem Ende zu, aber wie schon lange geplant war, wollten die Raue's immer noch auf einen Besuch bei dem Haustierforscher Eberhard Trumler, vorbei schauen. Das Treffen sollte am 20.Oktober stattfinden.

Hier war der erste Dingo-Shiba-Nachwuchs  zu begutachten, der im Oktober 1989 geboren war. Doris Raue hatte dieses alles im einem Bericht zusammengestellt, der unter http://www.shiba.tv (Bericht über Eberhard Trumler) nachzulesen ist.  

1990 2 Shiba – Würfe 3/2, 2/2 Welpen

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